Der 27. Januar ist der Gedenktag der Befreiung von Auschwitz, die sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährte. Das und die innerdeutschen sowie globalen politischen Entwicklungen nahm die HBG deshalb zum Anlass, um am Dienstag, den 28. Januar (Am Montag war Studientag.), mit mehreren kleinen Aktionen unter dem „#wirsindnichtneutral – Aufstehen für Menschenrechte“ (Viele Schulen des Courage-Netzwerkes nahmen unter dem Hashtag daran teil.) darauf aufmerksam zu machen.
In der 30-Minuten-Pause führte der Buchclub zum einen in der Bibliothek einen Lesemarathon durch. Dort lasen Schüler*innen interessierten Mitschüler*innen z.T. selbstgeschriebene Texte vor und es gab dort auch einen Büchertisch zum Thema.
Larissa (10. Klasse) hat u.a. folgenden Text vorgelesen:
1933-1945 waren für viele Menschen grausame Jahre. Allein in Auschwitz wurden über eine Millionen Menschen auf brutale Art und Weise ermordet. Nicht nur Juden, sondern auch Homosexuelle und Menschen mit Behinderung wurden in Konzentrationslager verfrachtet und häufig vergast.
Früher habe ich mich gefragt, wieso wir dieses Thema in der Schule durchgenommen haben und jetzt, heute, weiß ich, wieso. Diese Geschichte darf sich nicht wiederholen, dennoch ist es kurz davor, dass es wieder passiert: Die Menschheit gibt einer Partei, die so ähnlich ist, wie vor 80 Jahren, zu viel Aufmerksamkeit.
Und wir wissen alle, welche Partei ich meine. Nein?! Hier sind ein paar Beispiele:
„Die politische Korrektheit gehört auf den Müllhaufen der Geschichte.“ (Alice Weidel)
„Wer Homosexualität auslebt, dem droht dafür eine Gefängnisstrafe […] Das sollten wir in Deutschland auch machen!“ (Andreas Gehlmann)
„Das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt.“ (Björn Höcke)
„Das Pack erschießen oder zurück nach Afrika prügeln.“ (Dieter Höcker)
Das alles sind Zitate von AFD-Politikern.
Bisher hat die AFD rund 50000 Mitglieder; das sind 50000 zu viel.
Ich habe Angst, Angst, dass es sich wiederholt. Die AFD darf nicht an die Macht gelangen, sonst fängt alles von vorne an.
Zum anderen organisierte der Projektkurs „Ändern leben“ aus der Q1 vor dem Glaskasten der SV kleinere Mitmachaktionen, um über diesen Tag zu informieren und auch über aktuelle gesellschaftliche und politische Themen, die mit diesem Thema in Verbindung stehen, mit ihren Mitschüler*innen und Lehrer*innen ins Gespräch zu kommen.
Dabei galt es u.a. Satzanfänge fortzuführen, wobei z.B. folgende Ergebnisse heraus kamen:
Vielfalt lieben, weil aktuelle Kategorien ausgrenzen und diskrminieren.
Courage zeigen, weil still bleiben keine Option ist.
Demokratie wählen, weil jede*r die selben Chancen verdient.
Wir sind nicht neutral und stehen für Menschenrechte ein, weil Freiheit Verantwortung braucht.
Im Vorfeld machte Luis Pusch (Q1, stellv. Schülersprecher) eine
Durchsage zu diesem Tag; es folgen hier seine Worte:
60 Millionen
28.01.1945,
gestern Morgen wachten noch um die 7000 Menschen im Auschwitz auf; Kinder, Väter, Mütter, Nachbarn wachten voller Angst und Hoffnungslosigkeit auf. Voller Angst vor dem Tod, dem Erfrieren, Verhungern, Verdursten, Folter. Ja, das war Folter.
Heute wurden etwa 600 Tote gefunden, 600 von mindestens 1,1 Millionen Ermordeten in Auschwitz. 1,1 Millionen oder mehr, denn 1944 vernichtete das SS-Personal systematisch Unterlagen über die Massentötungen.
„Aber so etwas wird ja nicht wieder passieren, denn es sind ja alle gut aufgeklärt.”
61%. 61% der Menschen in Deutschland sind der Meinung, so etwas wie der Holocaust könnte heutzutage wieder passieren.
20.01.2025,
Tech-Milliardär Elon Musk zeigt auf offener Bühne den Hitlergruß und bezeichnet ihn als vom Herzen kommendes Danke. Das Internet brennt, zurecht. Der rechte Wind zieht nicht nur über Europa, nein er ist global. Adolf Hitler wird als Kommunist und links bezeichnet.
Aber ist das wirklich so? Nein. Hitler war mehr als nur rechts, er lehnte jede Form des Kommunismus ab, er wollte die totale Herrschaft und an seinen Händen klebt Blut von mehr als 60 Millionen Menschen.
Das war keine Geste von Herzen, das war ein Akt der Gewalt, ein Akt des Hasses, ein Akt der Menschenfeindlichkeit, welcher nicht toleriert werden darf. Wir sind nicht neutral, wir sind für die Demokratie, für Menschenleben, für Frieden und für Gerechtigkeit! Wir gehen keinen Zentimeter nach rechts, keinen Zentimeter zur Gewalt!
28.01.2025,
gestern vor 80 Jahren wurden die Menschen aus Auschwitz befreit. Heute vor 80 Jahren wachten Kinder, Väter, Mütter und Nachbarn auf, mit der Hoffnung auf ein Leben. Mit dem Wissen essen zu können, wenn sie Hunger haben, Trinken zu können, um ihren Durst zu stillen, sich warm anzuziehen, wenn ihnen kalt ist, mit dem Wissen, dass sie leben können und leben werden.
Was bleibt sind die Verstorbenen, die Ermordeten und die “Verschwundenen”. Nie wieder ist jetzt, nie wieder sollte jetzt sein. Nicht in Deutschland, nicht in Italien, Frankreich, den USA oder sonst irgendwo.
Wir sind nicht neutral und wir gehen keinen Zentimeter nach rechts!
Keinen Zentimeter nach rechts, das ist der Plan, doch dann scroll ich durch Tiktok und mir wird die AfD vorgeschlagen, mit leeren Versprechen und Fremdenfeindlichkeit., Dabei wissen wir doch, es gab schon diese Zeit. Jedes Häkchen für die AfD ist ein Schritt zurück in die Vergangenheit, doch diesmal kann keiner sagen, er habe es nicht gewusst, wenn online angepriesen wird, was sie da treiben.
Abschiebetickets in den Briefkästen und dennoch will keiner es einsehen. Es geht hier nicht um Frieden, es geht um Hass, ein homogenes Volk und ein krankes System.
Auf tiktok wird die Jugend immer weiter radikalisiert: Tragt die Springer, schwingt die Fahne, seid stolz auf euer Land! Dabei wird vergessen, wer dieses Land mit aufgebaut hat und deshalb noch ein letztes Mal: Wir sind nicht neutral!
In der Pause heute könnt ihr euch vor dem SV-Glaskasten Infos über die Befreiung von Auschwitz ansehen und dem Thema die gerechte Aufmerksamkeit geben.
Außerdem könnt ihr euch in der Bibliothek eine Lesung des Buchclubs anhören und euch die Bücher zum Thema am Büchertisch ansehen.
Nun halten wir noch eine Schweigeminute für alle Menschen, die durch Krieg, Terror und Hass gestorben sind.
Auf den Fluren und in den Klassenzimmern entwickelten sich rege Gespräche, so dass der Tag insgesamt als ein voller Erfolg angesehen werden kann. Zudem bekamen die Schüler*innen sehr viel Lob und Zuspruch für ihre Aktionen. Sie fühlten sich in ihrem Engagement bestätigt und planen bereits neue Aktionen.