Auf den Spuren der Römer in der ältesten Stadt Deutschlands – unsere Klassenfahrt nach Augusta Treverorum (Trier)

Ein Spotlight von Anny Papaphilippu

Ein geheimes Treffen mit dem Gladiator Valerius im nächtlichen Amphitheater vor den Toren Triers, ein spannender Gang in die Unterwelt, eine atemberaubende Tour im Inneren der Porta Nigra – geführt von einem Centurio – eine beeindruckende Wanderung durch die Katakomben der Kaiserthermen und ein Verweilen in der Palastaula des Kaisers Konstantin – klingt wie eine Reise in die Vergangenheit bzw. die Antike – und ist in Kurzform außerdem eine passende Beschreibung unserer Klassenfahrt!
Bei spätsommerlichen Temperaturen verschlug es uns, die Klasse 8.7, im letzten September in die älteste Stadt Deutschlands – Augusta Treverorum – den meisten bekannt als Trier – wo wir erneut auf den Spuren der Römer wandeln durften. Von unserer (direkt am Moselufer gelegenen) Jugendherberge – passenderweise mit Namen „Römerstadt“ – erkundeten wir fünf Tage lang Trier und seine Umgebung, tauchten tief ein in seine Historie und fanden dabei so manchen kulturellen Schatz!
„Per pedes“ – also hauptsächlich zu Fuß – machten wir uns zunächst auf zu einer Stadtführung: Beginnend an der Porta Nigra, durch die Trierer Innenstadt mit dem farbenfrohen Dreikönigenhaus, am Frankenturm vorbei, bis hin zum Dom, der Palastaula und dem kurfürstlichen Palais. Auch die Moselbrücke und die Barbara- Thermen durften nicht fehlen! So erfuhren wir viel: Z.B. interessante historische Fakten zur Geschichte der Porta Nigra, dem am besten erhaltenen römischen Stadttor nördlich der Alpen und Teil des UNESCO-Welterbes, das – im Mittelalter von Erzbischof Poppo zu einer Kirche umgebaut – daher der Abtragung zur Gewinnung von Baumaterial entgehen und so die Zeiten überdauern konnte. Außerdem hörten wir Anekdoten über den sogenannten heiligen Rock, die wichtigste Trierer Reliquie. Wagemutig stiegen wir hinab in die unterirdischen Gänge der weitläufigen Kaiserthermen und erhielten dort einen Eindruck von der Bedeutung dieses riesigen „Wellness-Tempels“ als kulturellem und sozialem Knotenpunkt des römischen Alltags; und wir erkundeten in einer beeindruckenden Multimedia Show des Rheinischen Landesmuseums sogar den Tartaros, die Unterwelt, selbst; dabei wandelten wir über die berühmte Gräberstraße und erlebten, – digitalen Projektionen sei Dank! – wie die Grabreliefs plötzlich lebendig wurden und die Steinfiguren zu sprechen begannen, wobei auch so mancher Vers des Dichters Ovid zu hören war. Das Innere der erwähnten Porta Nigra lernten wir natürlich nicht anhand einer „normalen“ Führung kennen, sondern ließen uns von einem Centurio selbst hindurchgeleiten – einem Centurio, der sich uns am Ende als Kriegsgott Mars zu erkennen gab, welcher die Jahrhunderte – versteckt in der Porta -überdauert hat und das moderne Leben auf den Straßen Triers durchaus kritisch beäugt!
DAS Highlight unserer Fahrt war aber sicherlich unser geheimes Treffen mit Valerius, einem Gladiator, der als sogenannter Retiarius („Netzkämpfer“) mit einem Wurfnetz, einem Dreizack und einem Kurzschwert bzw. Dolch zu kämpfen pflegte. Eben jener

Valerius empfing uns nachts bei Fackelschein in den unterirdischen Gewölben des Amphitheaters, um uns von dort aus nicht nur über das gesamte historische Areal zu führen, sondern vor allem, um uns seine tragische Lebensgeschichte zu erzählen. Dabei nahm er uns direkt in die Antike mit, in der Gladiatorenkämpfe auf Leben und Tod zu den Hauptattraktionen des städtischen Lebens gehörten. Und so hat uns die Begegnung mit Valerius nicht nur begeistert und unterhalten, sondern auch zum Nachdenken motiviert – beispielsweise über die damalige Sitte, Spaß an grausamen „Live Acts“ in den Arenen zu finden – ein Phänomen, das uns zutiefst befremdet, welches man aber in Ansätzen auch mit heutiger übersteigerter Sensationslust vergleichen kann. Und gerade in diesem Spannungsfeld zwischen damals und heute wurde uns wieder einmal bewusst: Wissen um die Vergangenheit schärft das Bewusstsein für die Gegenwart! Und viele wertvolle Einsichten lassen sich bei der Reflexion über die Antike auch für das Hier und Heute gewinnen – vor allem, wenn dies an einem historischen Ort geschieht!
Natürlich durfte nach solch ernsten Gedanken auch eine aufheiternde Fahrt im Sonnenschein über die Mosel nicht fehlen, ebenso nicht das rustikale Rösten von Stockbrot sowie eine coole Klassenparty zum heiteren gemeinsamen Abschluss unserer Klassenfahrt bzw. Zeitreise!
Die älteste Stadt Deutschlands hat sich uns erstaunlich lebendig gezeigt, die Antike alles andere als verstaubt, sondern spannend, berührend und zum Greifen nah – Augusta Treverorum – wir kommen gerne wieder!
PS: Herzlichen Dank an den Förderverein der Heinrich-Böll-Gesamtschule, ohne dessen Unterstützung uns die Umsetzung eines solch vielschichtigen Programms auf der Fahrt nicht möglich gewesen wäre! Gratias agimus!