Am Freitag, den 29. November, fand der jährliche Projekttag der HBG im Rahmen der Mitgliedschaft im Courage-Netzwerk statt. Auch in diesem Jahr gab es an der Schule wieder verschiedene Projekte, Aktionen, Workshops oder Exkursionen. Der Tag ist ein Baustein in der Antidiskriminierungsarbeit an der HBG und hat mit seinem Programm ein Alleinstellungsmerkmal als Kölner Schule.
Die 9.8 unternahm mit ihren Klassenlehrer:innen z.B. eine Stolperstein-Aktion, bei der sie Stolpersteine putzen ging und sich über die Geschichte der Personen auf den Steinen informierte. Die 9.3 hingegen kam mit Hilfe von kurzen Filmimpulsen intensiv über den Rechtsextremismus ins Gespräch.
Eine besondere Begegnung hatte die 10.4, die gemeinsam mit den Schüler:innen der Oberstufe Frau Tamar Dreifuss zuhören konnte, die als Zeitzeugin des Nationalsozialismus‘, des 2. Weltkriegs und des Holocausts mit den Schüler:innen in einen sehr beeindruckenden Austausch ging. Diese zeigten sich sehr bewegt von den Erzählungen.
Die 10.5 setzte mich mit Formen der Diskriminierungen und insbesondere mit Rassismus und dem Imperialismus auseinander. Das Besondere hierbei war, dass zwei Gruppen aus dem Projektkurs ,,Ändern leben“ der Jahrgangsstufe Q1 die Workshops eigenständig durchführten, den sie vorher planten und dabei Methoden sowie Material aufbereiteten.
Neben diesen 2 Programmbausteinen, hatte die Oberstufe weitere spannende Möglichkeiten, ihren Projekttag zu gestalten. Aus insgesamt 16 Workshops konnten die Schüler:innen wählen, zu welchem Thema sie an diesem Tag arbeiten möchten. Neben der Zeitzeugin kamen dabei auch die Zweitzeugen e.V. an unsere Schule. Mit dem Verein hat die Schule seit 2 Jahren eine Kooperation und Schüler:innen werden im Rahmen dieser Veranstaltung selbst zu Zweitzeug:innen und erzählen Schicksale weiter. Dabei können sie in Briefform ggf. sogar mit Zweitzeug:innen in den Kontakt treten.
Frau Dr. Sarah Kass aus Paderborn konfrontierte die Schüler:innen mit Geschichten von Kindern aus Auschwitz. In ihrem Projekt, welches sie vor über 10 Jahren an der Universität Paderborn startete, erzählt Frau Dr. Kass anhand von Gegenständen (u.a. einem selbst geschnitzten Holzpferd) von im KZ gefangenen Kindern. Sichtlich gerührt und unglaublich dankbar für diese Art von Auseinandersetzung mit dem Thema verließen die Schüler:innen diesen späten Workshop am Nachmittag um kurz vor 16 Uhr.
Ein weiteres Highlight im Programm der Oberstufe war der Workshop „Cassy kommt“, der von Cassy Carrington, einer bekannten Kölner Dragqueen, durchgeführt wurde. Sie erzählte von ihrem Leben, von den Diskriminierungen, denen sie ausgesetzt ist und gab sich offen für Fragen, der interessierten Schüler:innen. Die Begeisterung und die Neugier der Workshopteilnehmer:innen zeigte sich u.a. auch in den zahlreichen Selfies, die Cassy machen musste. Ihre Rückmeldung sowie die der anderen Referent:innen waren durchweg positiv und alle kommen gerne wieder. Dazu gehörten Anyway Köln und Schlau e.V., die ebenfalls mit queeren Themen mit den Schüler:innen in die Auseinandersetzung gingen. Weiterhin bot das NS-Dokumentationszentrum Angebote zu Rechtsextremismus und Antisemitismus an; außerdem Re:Flact und Agisra Workshops zu Rassismus und Diskriminierung. Im Workshop des Kölner Flüchtlingsrates ging es um den Klimawandel und die Auswirkungen auf die Menschen, insbesondere um die dadurch verursachten Migrationsströme weltweit.
Der Kölner Jugendring hatte ein besonderes Event mitgebracht: Ein interaktives Escape Game, in dem die Teilnehmer:innen sich spielerisch mit der Demokratie als Herrschafts- und Gesellschaftsform auseinandersetzen.
Eine langjährige Begleiterin des Projekttages in der Oberstufe ist auch Zora Köln, die – wie in jedem Jahr – Empowerment für junge Frauen anbot, was von den Schülerinnen immer gut angewählt und besonders positiv aufgenommen wird. Einen feministischen Bezug hatte auch der letzte angebotene Workshop „Femizide stoppen“, welcher u.a. von Lilly Sültemeyer, einer ehemaligen Schülerin der Schule, geleitet wurde. In diesem Workshop ging es nicht nur um strukturelle Aspekte, die Femizide bedingen, sondern auch um den Femizid an Derya, einer Mitschülerin Lillys, die vor 3 Jahren mit ihrem Sohn von ihrem Ex-Freund ermordet wurde.
Stimmen zum Projekttag von Schüler*innen:
„Der Tag war total spannend. So etwas könnte man öfter machen“
„Ein solcher Tag hat mir mehr gebracht als so mancher normale Unterricht.“
„Jetzt möchte ich mich auch gerne für eine gute Sache engagieren.“
„Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Biografien von Menschen, die selbst Diskriminierung erfahren haben, war für mich sehr interessant.“
„Mir wurde nochmal deutlich, wie die Frage, woher man wirklich kommt, auch wenn sie gut gemeint ist, sehr von der Wirkung her berücksichtigt werden muss.“
„Ich fand es gut, dass wir frei und offen über unsere Erfahrungen sprechen konnten.“
„Für mich war es wichtig, dass bestimmte Begriffe einmal richtig eingeordnet und erklärt wurden.“
„Mir hat es sehr viel bedeutet, einer Zeitzeugin persönlich zu begegnen, da wir ihre geteilten Erfahrungen weitertragen müssen.“
„Die Begegnung mit Cassy hat mir nochmal deutlich gemacht, welchen Struggle queere Menschen erdulden müssen, so dass deren Lebensrealität mir besser vor Augen geführt wurde.“
„In meinem Workshop wurde deutlich, wie wichtig es ist, in einer Gesellschaft zusammenzuhalten.“
„Dass Diskriminierung auch institutionell bedingt sein kann, wurde mir durch diesen Workshop sehr deutlich.“
Wir bedanken uns bei allen Referent:innen für ihre Kooperation! Nur dadurch können wir dieses vielfältige Programm für unsere Schüler:innen der Oberstufe aufstellen.
Ein besonderer Dank geht auch an den Förderverein der Schule, ohne den es in diesem Jahr nicht gelungen wäre, ein solches Programm zu gestalten.
Das DemokraTeam