6.7 besucht die Römervilla

Luxus und Lifestyle in der Provinz – die Klasse 6.7 besucht die Römervilla in Bad Neuenahr – Ahrweiler! 

Ein Bericht von Anny Papaphilippu  

Und weiter geht es auf den Spuren der Römer – nachdem wir zuletzt unsere Colonia Claudia Ara Agrippinensium erkundet und viel über die Sitten und den Alltag der RömerInnen sowie über spektakuläre archäologische Funde – wie beispielsweise das Grabmahl des Poblicius – gelernt haben, ging es für die Klasse 6.7 in der Projektwoche nun nach Bad Neuenahr – Ahrweiler – und damit hinaus auf ein römisches Landgut. Die sogenannte Römervilla am Silberberg war einst durch einen Erdrutsch verschüttet und dadurch gleichsam wie in einer Zeitkapsel konserviert worden – für uns die Chance auf eine spannende Zeitreise in die Antike! 

Im Jahre 1980 durch Zufall bei Bauarbeiten entdeckt, eröffnet uns diese villa Romana, idyllisch inmitten von Weinbergen gelegen, heute lebendige Einblicke in das Leben auf einem römischen Gutshof des 1.-3. Jahrhunderts nach Chr. und damit zugleich in die Fortschrittlichkeit, den luxuriösen Lifestyle und die architektonischen Dimensionen einer sog. villa rustica. Und dieses Landgut kann sich wirklich sehen lassen: unter der Museumskonstruktion aus Holz erstrecken sich geräumige Wohnbereiche und eine Küche mit Ofen, Feuerstelle und Räucherkammer, was eindrucksvoll dokumentiert, dass es sich vor fast 2000 Jahren für eine wohlhabende römische familia auf dem Lande durchaus behaglich und „modern“ leben ließ. Dies belegen auch die Teile der komfortablen Badeanlagen, denn egal, ob in der Stadt oder auf dem Lande, es galt mens sana in corpore sano – in einem gesunden Körper wohnt bekanntlich ein gesunder Geist – dementsprechend war ausreichend für Wellness gesorgt. 

Und nicht nur die Überreste filigraner farbiger Wandmalereien mit floralen Motiven sowie ein wunderschönes rekonstruiertes Gewölbe mit Deckenmalerei lassen uns weiter staunen, sondern vor allem auch die fast vollständig erhaltenen Fußbodenheizungen (hypocausta) machen eines klar: das Landleben war alles andere als primitiv. 

Auf Holzstegen wandeln wir also durch die weitläufigen Räumlichkeiten der Römervilla und erhalten  zeitgleich ein Bewusstsein dafür, dass dieses Stück Antike im vergangenen Jahr nur knapp vor der Flutkatastrophe im Ahrtal bewahrt geblieben ist. Daher bewegt uns dieser Ort auf zweifache Weise: einerseits als fantastischer außerschulischer Lernort, aber eben auch gleichsam als Mahnmal einer Naturkatastrophe, zumal einige Guides, die in der Römervilla führen, bei der Flut selbst ihr Zuhause verloren haben. Ein Faktum, das uns bei aller Begeisterung für das tolle Museum nachhaltig für das Schicksal der Menschen in der Region sensibilisiert. 

Dies im Bewusstsein behaltend, betrachten wir die zahlreichen ausgestellten Alltagsgegenstände, die uns über die Jahrhunderte hinweg ihre Geschichten erzählen: so bewundern wir beispielsweise kunstvolle Parfumflakons, Öllämpchen, Haarnadeln, antike Kosmetikaccessoires, Fragmente von Theatermasken sowie Vorratsgefäße aus Keramik, doch besonders fasziniert sind wir von zwei Fundstücken, da diese uns vor allem menschlich berühren, schmunzeln und kritisch aufhorchen lassen: zum einen entdecken wir den Pfotenabdruck eines Hundes auf einer Dachschindel aus Ton – natürlich gehörte auch ein Hofhund als treuer Wächter zum Landgut! 

Zum anderen sehen wir ein antikes Graffito, das eine Art Zwiegespräch, wohl zwischen dem damaligen Hauslehrer und seiner/m Schüler/in dokumentiert: 

Wer nicht gut gelernt hat, pflegt ein Schwätzer zu sein.“ – schrieb da der Lehrer auf Latein.  

Die Peitsche des grausamen Grattius hat mich die Schrift gelehrt“ antwortet der/die Schüler/in darunter und mach damit deutlich, dass die gefürchtete Prügelstrafe in der antiken Schulpraxis leider keine Seltenheit war. 

Zum Glück haben sich seit der Antike nun doch ein paar Dinge geändert…  

Eines ist jedenfalls klar: auch in der villa rustica mussten die Kinder des Hauses schreiben lernen, gab es einen Alltag, Konflikte und schlichtweg das ganz normale Leben mit seinen Höhen und Tiefen. 

Und beim abschließenden Streifzug durch die Weinberge am Hang wird uns wieder einmal bewusst, wie spannend, lehrreich und wertvoll doch solche Zeitreisen in die Antike sind. 

Deshalb wird auch diese mit Sicherheit nicht die letzte gewesen sein…. 

PS: Wir möchten an dieser Stelle dazu aufrufen, die Ahrtal – Region nach der schrecklichen Flutkatastrophe des letzten Jahres wieder verstärkt zu besuchen und die Freizeitangebote vor Ort aktiv wahrzunehmen. Gespräche mit den Menschen in der Römervilla haben uns eindringlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, dass die Region auch weiterhin als Ausflugsort verstanden und durch BesucherInnen wiederbelebt wird. 

Auf eine Darstellung der genaueren Details der Nutzung der Römervilla, die in Haus I und II zu unterteilen ist und im Verlauf ihrer Geschichte auch als Hospiz und Herberge (mansio) genutzt wurde, musste aufgrund der Komplexität an dieser Stelle verzichtet werden, da diese den Rahmen sprengen würde. 

Die Fotos des Museums finden Sie unter https://www.ahrtal.de/roemervilla bzw. unter https://www.museumsportal-rlp.de/museen/museum-roemervilla. 

Außerdem möchten wir uns als Klasse 6.7 ganz herzlich bei dem Förderverein der Heinrich-Böll -Gesamtschule bedanken, der uns bei der Finanzierung der Bustour unterstützt und somit einen wunderbaren Tag und – im Sinne der historischer Kommunikation – einen gehaltvollen Diskurs mit der Antike ermöglicht hat. Gratias agimus.