Ubi bene – ibi Colonia: Begegnung mit der Antike im Römisch-Germanischen Museum

Interessanter, zeitgemäßer und motivierender Lateinunterricht lebt von der Begegnung mit der Antike – auch und gerade an außerschulischen Lernorten, die den Lernenden eine unmittelbare Auseinandersetzung mit der römischen Kultur anhand von spannenden Exponaten und historischen, ästhetisch erfahrbaren Zeugnissen ermöglichen. Im derzeit sich im Belgischen Haus befindenden Römisch-Germanischen Museum lassen sich viele beeindruckende Spuren antiken Lebens in der Colonia entdecken, die ein lebendiges Bild des Alltagslebens vor rund 2000 Jahren zeichnen und dadurch Fragen, Vermutungen und Erkenntnisse auf Schüler*innenseite anbahnen, vor allem aber Interesse und Begeisterung wecken. So wird deutlich, dass das Sinnpotenzial antiker Texte – ob didaktisiert, adaptiert oder im Original – nachhaltiger erschlossen werden kann, wenn simultan zur Lektüre direkt ab der Spracherwerbsphase Antike erlebbar gemacht wird, was in der Römerstadt Köln nicht schwierig erscheint. 

Stellvertretend für den Kurs der Klasse 9 hat dementsprechend Abduwahab Mustafa die lebendigen Eindrücke, die die Schüler*innen des Lateinkurses der Klasse 9 bei einem Besuch der Dauerausstellung des RGM haben gewinnen können, zusammengefasst… 

Am 22.01.2024 haben wir mit dem Lateinkurs der Kl. 9 von Frau Papaphilippu eine Exkursion ins Römisch-Germanische Museum unternommen. Bereits auf dem Weg zum Museum haben wir uns sehr viele antike Sehenswürdigkeiten in Köln angeschaut und darüber reflektiert; beispielsweise haben wir uns das Nordtor, die Überreste der römischen Stadtmauer in der Tiefgarage in Domnähe sowie einen römischen Eiskeller angesehen. Kölns Wurzeln liegen in der Antike und so lautet Kölns ursprünglicher Name Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Claudische Kolonie und Opferstätte der Agrippinenser) – abgekürzt CCAA. Der Name geht auf Kaiserin Agrippina die Jüngere, zurück. Diese wurde 15 n. Chr. im (späteren) Köln geboren, als dieses noch ein sog. oppidum Ubiorum (ein Dorf des Stammes der Ubier) war. Im Jahre 50 n. Chr. erhob Agrippinas Ehemann Kaiser Claudius die Stadt auf ihren Wunsch hin zur Colonia, benannte sie nach Agrippina und verlieh ihr dadurch auch mehr Ansehen, Rechte und Bedeutung. 

Köln war in der Antike also eine wichtige Stadt des römischen Reiches und wegen der günstigen Lage am Rhein zudem eine zentrale Handelsstadt. Auf unserem Weg vom Dom zum Römisch-Germanischen Museum erfuhren wir dann auch, dass die Römer die ersten waren, die bereits über eine Art Zement (opus caementitium) verfügten – ein Beweis für deren Fortschrittlichkeit. 

Vor Ort im RGM fanden wir weitere Belege für die Kunstfertigkeit und weit entwickelte Zivilisation der Römer und konnten uns außerdem über die römischen Kaiser und deren Darstellungen in Form von Statuen oder Gemmen informieren. Wir hörten weitere Details zu den Anfängen der Colonia als oppidum Ubiorum, bestaunten Grabsteine und enträtselten deren Inschriften. 

Auch die römische Glaskunst beeindruckte uns sehr. Es ist faszinierend zu sehen, wie präzise und kreativ die Arbeit der Römer war. Vor allem kannten sie zahlreiche beeindruckende Techniken und Verfahren der Glasherstellung und – verzierung, die man heute trotz modernster Technologien kaum oder gar nicht nachahmen kann. Im Römisch-Germanischen Museum befindet sich eines der wertvollsten Gläser der Welt: Das sogenannte Diatretglas (gr.: diatritos: durchbrochen, durchbohrt), welches ein mehrfarbiges Netz aus Glas an der Außenseite besitzt. Auch ein Schriftzug in purpurnen Buchstaben ist auf dem Glas aufgebracht: „Trinke, lebe schön immerdar“. Darunter folgt eine Art Kragen aus gelbem Glas und grüne korbförmige Elemente mit vier Reihen runder Maschen, deren Berührungspunkte kleine Schleifen schmücken. Becher und Netzwerk sind nur durch sehr dünne Stege verbunden. Unglaublich, dass dies ein Mensch in Handarbeit herstellen konnte! 

Beeindruckt von Glaskunst, Mosaiken, Schmuck, Alltagsgegenständen, Grabsteinen, Statuen und dem lustigen grünen canis vitreus verließen wir schließlich die Ausstellung. 

Solche Kursexkursionen sind sehr wichtig: Antike wird live erlebbar, man kann sich darüber mit den Mitschüler* innen austauschen und reflektieren. Jetzt ist uns nachhaltig bewusst, dass Kölns Ursprünge in der Antike liegen und wir gehen mit wachsameren Augen durch die Stadt! Schlussendlich würde ich sagen, dass mir der Ausflug sehr gefallen hat und ich sehr viel Wertvolles dazulernen konnte. Außerdem war es auch einmal interessant und eindringlich, eine unmittelbare Begegnung mit der Vergangenheit zu erleben, statt sich über die Inhalte z.B. mithilfe digitaler Tools zu informieren.  

Wir freuen uns schon auf die nächste Exkursion!