Auf den Spuren der Römer durch die Colonia Ulpia Traiana – wir besuchen den Archäologischen Park in Xanten!
Lange, lange haben wir sie entbehrt – die außerschulischen Lernorte. Denn diese waren aufgrund der Corona-Pandemie für lange Zeit gänzlich Tabu und ihre motivierende, inspirierende Wirkkraft uns damit versagt. Dies hat sich jetzt zum Glück – zumindest vorerst – geändert. Und so waren wir sehr froh, am 14. Juni 2022, den Archäologischen Park Xanten (APX) besuchen zu können. Wir – das sind alle Lateinkurse der Heinrich-Böll-Gesamtschule.
Der APX, der über der früheren Colonia Ulpia Traiana – und damit über einer der bedeutendsten römischen Siedlungen Deutschlands – erbaut wurde, empfing uns bei schönstem Sommerwetter mit all seinen Attraktionen.
Durch das imposante Tor der teilrekonstruierten römischen Stadtmauer ging es auf eine spannende Zeitreise direkt in die Antike. Vorbei am beeindruckenden Hafentempel begaben wir uns vorbei an den mit Gras bepflanzten Insulae (den quadratisch angelegten römischen Stadtvierteln) zum Amphitheater, in dessen Nähe wir unseren Guide trafen und mit einer interessanten Parkführung starteten, welche uns alle Bauwerke des APX in Aufbau und Funktion erschließen sollte. So besuchten wir beispielsweise die beiden originalgetreu rekonstruierten römischen Handwerkshäuser, die uns einen Eindruck von den Gewerben der Knochenschnitzer und Schuster vermittelten, warfen einen Blick auf den Teil eines römischen Aquädukts, einen Meilenstein und römische Grabsteine, ließen uns von der römischen Herberge mit ihren bezaubernden kleinen Thermen gefangen nehmen und erhielten dabei ein Gespür für die Ästhetik und Schönheit römischer Inneneinrichtung und Badekultur. Letzteres wurde nur noch getoppt durch den sich anschließenden Besuch des Museumsensembles des LVR-Römermuseums mit seinem Thermenschutzbau bzw. den großen Thermen, deren architektonische Dimensionen uns neben den Überresten der Fußbodenheizung (Hypocaustum) besonders beeindruckten. Das detaillierte Thermenmodell gab uns Aufschluss über Struktur, Aufbau und Funktion der verschiedenen Räumlichkeiten und Bademöglichkeiten innerhalb der Thermen, die eben so viel mehr waren, als nur ein „Wellness-Center“, das eine „mens sana in corpore sano“ schaffen sollte, waren die Thermen doch auch und vor allem ein bedeutendes Forum des sozialen, kulturellen und nicht zuletzt politischen Netzwerkens.
Im Cafe der pittoresken Windmühle, die sich – ein wenig skurril anmutend inmitten der sie umgebenden „Altertümer“ – tapfer behauptet, hatten wir noch Gelegenheit zur Entspannung mit Blick über die quadratisch angelegten Straßennetze der Parkanlage, deren Flair uns vollauf begeisterte und uns wieder einmal deutlich machte, dass es genau solcher Begegnungsstätten mit der Vergangenheit bedarf, um Lateinunterricht durch den lebendigen Bezug zur Antike zu bereichern und historische Kommunikation nachhaltiger anzulegen, als es die reine unterrichtliche Reflexion von Texten zu ermöglichen vermag.
Und so sind wir nach unserem pandemiebedingten langen Aufenthalt in vornehmlich sterilen virtuellen Räumen umso dankbarer für diese tolle Exkursion in die Antike – live, in Farbe und face to face!
Anny Papaphilippu