HBG im Gespräch

Pädagogische Berufsbilder sind vielfältig und wurden gerade in Zeiten der Corona – Pandemie aufmerksamer wahrgenommen, da gerade in dieser schwierigen Zeit vielen Menschen nachhaltig bewusst wurde, dass ErzieherInnen täglich Essenzielles leisten, wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche zu begleiten, zu beraten, zu fördern, zu fordern, zu trösten, ihnen beizustehen und für sie da zu sein – jeden Tag auf ́s Neue und mit Herz, Enthusiasmus, Energie und persönlichem Engagement.Besonders im Pädagogikunterricht möchten wir pädagogische Berufsprofile eingehender reflektieren, um ein Gespür dafür zu bekommen, was es bedeutet, erzieherisch tätig zu sein, nicht nur, weil diese Thematik in den Zentralabiturvorgaben verankert ist, sondern weil ErzieherInnen die entscheidende Basis für spätere Entwicklungen legen können und ihr Agieren in spätere individuelle Biographien hineinwirkt – damit eine höchst verantwortungsvolle und existenzielle Aufgabe darstellt.Daher freuen wir uns auf Begegnungen mit Menschen aus dem echten Leben, die mit uns ins Gespräch kommen, um das, was wir in Texten lesen und theoretisch erfassen, unmittelbar erfahrbar zu machen…

 
Simone Hofmann an der Heinrich – Böll – Gesamtschule: Ein spannendes Gespräch über das komplexe Berufsfeld der ErzieherInnen in einer KiTa (Bericht von Anna Ysewyn, Q1)
 
Am 12.05.2022 besuchte Frau Simone Hofmann unseren Pädagogik Grundkurs, geleitet von Frau Papaphilippu, da wir uns gerade inhaltlich mit den Themenkomplexen „Vielfalt und Wandelbarkeit pädagogischer Berufsfelder“ sowie den „Chancen und Grenzen der Erziehung bzw. Förderung in Vorschuleinrichtungen“ beschäftigen. Simone Hofmann ist seit vielen Jahren als Erzieherin in der KiTa Liebfrauen in Köln – Mülheim (https://kita-liebfrauen.clemens-mauritius.de/) tätig und hat ebenfalls eine Zeit lang als Familienhilfe für die Lebenshilfe in Bonn gearbeitet.Zu Beginn erläuterte Frau Hofmann das Berufsbild einer/s Erzieherin/Erziehers sehr detailliert, ging auf notwendige Qualifikationen und fachliche Voraussetzungen ein und beschreibt dieses insgesamt als sehr komplex und fordernd, aber auch als den „schönsten Beruf der Welt“. Durch die Individualität der Kinder müssen sich ErzieherInnen sehr schnell situativ umorientieren und sind tagtäglich mit immer neuen Bedürfnissen der Kinder konfrontiert, die sie mit den Kindern bewältigen bzw. erfüllen müssen. Frau Hofmann erwähnte ausdrücklich, dass die größte Priorität für eine/n Erzieher/in immer das Wohl des Kindes sein müsse. Durch das tägliche Eingehen auf die Bedürfnisse, Befindlichkeiten und Probleme der Kinder – auch der Kinder untereinander – entwickele sich für die langjährigen ErzieherInnen schrittweise quasi ein „Rucksack“ voller Handlungsmöglichkeiten, um auf die verschiedenen Situationen passend und individuell zu reagieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Frau Hofmann ansprach, ist die Beziehung zwischen den Eltern und den Erzieherinnen und Erziehern. Sie erzählte, dass es sehr wichtig sei, dass die Interaktion zwischen den Erzieherinnen/Erziehern und den Eltern positiv und vertrauensvoll verlaufe, jedoch sei dies gar nicht so einfach, da es auch Konflikte gebe.Außerdem seien Eltern manches Mal nicht so überzeugt von den Qualifikationen der jüngeren ErzieherInnen und zweifelten diese teilweise an; auch dies ein weiterer Kommunikationsaspekt, auf den man sensibel, professionell und empathisch eingehen müsse um gemeinsam stets die bestmögliche Lösung für das Kind zu finden.
 
 
Im weiteren Verlauf des Gespräches redeten wir zudem über den Wandel des Berufsbildes im Laufe der Zeit. Frau Hofmann berichtete davon, dass heute in der KiTa viel mehr Wert auf Leistungs- bzw. Kompetenzerwerb gelegt werde als vor einigen Jahren. Beispielsweise gebe es in den allermeisten Kindergärten Kurse zum Erwerb bestimmter Sprach- oder Rechenkenntnisse; diese Kurse sollen die Kinder so früh wie möglich an das Lernen heranführen und schon die Grundlagen für die Schule legen – sicherlich ein kontrovers zu reflektierendes Thema.Später erzählte uns Frau Hofmann noch etwas über die Arbeit bei der Lebenshilfe in Bonn, einer Institution, die Hilfe an Familien mit schwerstbehinderten Kindern oder Kindern mit bestimmten Förderbedarfen vermittelt und bei der sie auch eine gewisse Zeit lang tätig war. Sie erklärte uns zunächst das Prinzip und das Aufgabenfeld der Lebenshilfe, da wir in diesem Bereich noch keine ausgiebigen Vorkenntnisse hatten. Danach nannte sie uns mehrere Beispiele für ihre dortigen Tätigkeiten und Erlebnisse, beispielsweise die Unterstützung von Familien mit Kindern, die eine Autismus – Spektrum – Störung haben. Außerdem berichtete Frau Hofmann uns zum Ende des Gespräches hin, dass sie sich durch diesen Beruf (Lebenshilfe) selbst besser kennengelernt und auch ihre persönlichen Belastungsgrenzen erkannt hat.
 
Abschließend haben wir gemeinsam reflektiert, was wir aus der Veranstaltung mitnehmen, und was uns besonders gefallen hat.
 
Von meiner Seite aus, kann ich sagen, dass ich es aufschlussreich und interessant fand, den Beruf des Erziehers neu kennenzulernen und ggf. gewisse Vorurteile abzubauen. Ebenfalls finde ich es eindrucksvoll, über die Lebenshilfe zu sprechen, da ich dieses Berufsbild bzw. diese Institution vorher gar nicht kannte.Alles in allem war es ein sehr lehrreicher und authentischer Austausch, wofür wir Frau Hofmann sehr danken!